Erich Paus


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Krieg - ein Naturereignis

2. Die Population

2.3. Die Katastrofe

2.3.3. Hinreichende Bedingungen für das Eintreten der Katastrofe


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* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population die maximale         *
* Regenerationsrate überschreitet dann kommt es zur Katastrofe. *
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Mit der maximalen Regenerationsrate ist das absolute Maximum der
Regenerationsrate über den gesamten Wertebereich des 
Regenerationspotentials gemeint. Das absolute Maximum ist das
Maximum, für das gilt: jedes andere Maximum ist kleiner, also 
alle relativen Maxima. Fast trivial: Wenn das absolute Maximum
der Regenerationsrate nicht ausreicht, den Nahrungsbedarf zu
decken, dann erst recht nicht eine kleinere Regenerationsrate 
dazu noch bei geringerem Regenerationspotential, also geringerer
Nahrungsdiche, also größerer Mühsal. 

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* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population durch Mühsal         *
* schneller zunimmt, als die stärkste Zunahme der               *
* Regenerationsrate bei abnehmenden Regenerationspotential,     *
* dann kommt es ebenfalls zur Katastrofe.                       *
*                                                               *
* oder                                                          *
*                                                               *
* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population zunimmt, und der     *
* zunehmende Nahrungsbedarf von der bei abnehmenden             *
* Regenerationspotential zunächst noch zunehmenden              *
* Regeneerationsrate nicht mehr eingeholt wird, dann kommt es   *
* zur Katastrofe.                                               *
*                                                               *
* oder                                                          *
*                                                               *
* Wenn die Nutzung der Ressourcen mit Hilfe zivilisatorischer   *
* Maßnahmen hinter dem Bedarf einer Population zur Begrenzung   *
* der Bevölkerungsdichte zurückbleibt, dann kommt es zur        *
* Katastrofe.                                                   *
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Zum letzten Satz sei angemerkt, daß die zivilisatorischen 
Maßnahmen auf maximale Nahrungsdichte, Regenerationsrate, 
Bevölkerungszahl, Grund- und Verhaltensverbrauch wirken. Über 
diese Größen wirken sie auf die Bevölkerungsdichte =
Menschen / Bruttosozialprodukt.

Zivilisation ist unverzichtbar. Sie hat sich ja aus der drohenden
Nahrungsverknappung durch Ansteigen der Bevölkerungsdichte
entwickelt und diente ja gerade zu ihrer Abwehr. Mit einem 
Rückgang der Zivilisation müßte notwendigerweise auch ein 
Rückgang der Bevölkerungszahl einhergehen.

Solange die Zivilisation nur regenerierbare Ressourcen 
verwendete, brauchte sie bei ihrer Nutzung nur darauf bedacht
zu sein, die Regenerationsrate dieser Ressourcen nicht zu 
überschreiten, also die Regenerationsfähigkeit der Wälder bei
der Holzverwertung, die Regenerationsfähigkeit der Viehherden
bei der Fleisch-, Feder-, Leder-, Fell- und Wollegewinnung,
des Wildtierbestandes bei der Jagd, die Regenerationsfähigkeit
der Faserplanzen bei der Textilherstellung usw.. 

Definition:
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* Eine Zivilisation, die nur regenerierbare Ressourcen          *
* verwendet, befindet sich im Gleichgewicht mit der Natur.      *
* Sie ist eine Gleichgewichtszivilisation.                      *
*                                                               *
* Eine Zivilisation, die nicht-regenerierbare Ressourcen        *
* verwendet, befindet sich nicht im Gleichgewicht mit der       *
* Natur.  Sie ist eine Wachstumszivilisation.                   *
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Im Gleichgewicht mit der Natur sind also die Prinzipien für 
alle Zivilisationsstufen gleich und können somit an Hand 
einer Sammlergesellschaft vollständig untersucht werden.

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* Der Verbrauch der Ressourcen darf ihre Regenerationsrate      *
* nicht überschreiten.                                          *
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Würde es geschehen, dann würden die Ressourcen zunehmend knapper,
in der gleichen Weise, wie auch die Nahrung knapper wird, wenn
der Verbrauch die Regenerationsrate überschreitet. Mit der 
Verknappung der Ressourcen würde sich dann aber auch die 
Nahrungsproduktion verschlechtern, denn die Zivilisation ergab 
sich ja gerade aus der Notwendigkeit die Nahrungsproduktion zu 
verbessern. Die Folge: irgendwann befände sich die 
Nahrungsproduktion in der katastrofalen Situation.    

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* Ein Zusammenbrechen der Ressourcennutzung würde ein           *
* Zusammenbrechen der Nahrungsversorgung nach sich ziehen.      *
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Die heutige Zivilisation, die Kohle-Eisen-Öl-Zivilisation hat 
gegenüber allen früheren Zivilisationen den Nachteil, daß sie 
auf Ressourcen aufbaut, die sich nicht regenerieren, d. h., sie 
erschöpfen sich zunehmend oder, anders gesagt, der Prozentsatz 
einer Mengeneinheit Ressourcen, der zur Gewinnung dieser 
Mengeneinheit selbst erforderlich ist, wird inner größer, und 
damit der zivilisatorisch nutzbare Anteil immer kleiner oder, 
noch einmal anders ausgedrückt, um eine bestimmte Menge nutzbarer 
Ressourcen bereitzustellen, ist immer mehr Aufwand erforderlich.

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* Der Aufwand zur Gewinnung nicht-regenerierbarer Ressourcen    *
* nimmt bei konstanter Nahrungs- und Bevökerungsdichte          *
* unaufhaltsam zu. Identisch ist die Aussage:                   *
* Die Entropie der Ressourcengewinnung nimmt unaufhaltsam zu.   *
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Woran liegt das?
Zunächst kann man sagen, daß die Menge der nicht-regenerierbarer 
Ressourcen auf der Erde beschränkt ist. Es existiert also ein 
Maximum für die Ressourcenmenge. Eine Population nutzt immer 
diejenigen Ressourcen zuerst, die sie mit dem geringsten Aufwand 
verfügbar machen kann. Man wird nicht Kohle aus 1000 m Tiefe 
heraufholen, wenn man seinen Bedarf aus Vorkommen in 10 m Tiefe 
decken kann. Man wird nicht Öl aus 7000 m heraufpumpen, wenn 
genügend aus 1000 m fließt. Da die nicht-regenerierbaren 
beschränkt sind sind es erst recht diejenigen, die sich leicht
erschließen lassen.  Da sich diese also schnell erschöpfen, ist 
man gezwungen immer mehr Ressourcen in die Gewinnung der 
Ressourcen selbst zu investieren. Im deutschen Kohlebergbau 
waren 1980 etwa 0,4 Tonnen Kohle erforderlich um eine Tonne zu
fördern. Von einer Tonne waren also nur noch 0,6 Tonnen 
nutzbar. Jetzt, im Jahre 2003, dürfte der nicht-nutzbare Anteil
bereits bei etwa 55 % liegen. Nicht-regenerierbare Ressourcen
benötigen also einen immer höheren Anteil zu ihrer 
Bereitstellung. Der Bestand wird zunehmend kleiner und das auch 
noch mit wachsender Geschwindigkeit. Daran ändert auch die 
Tatsache nichts, daß immer neue Ressourcenvorkommen gefunden 
werden. Die Wahrscheinlichkeit, neue Ressourcen zu finden, nimmt 
mit jedem erschlossenen Vorkommen ab, so daß also die 
Erfolgserwartung bei der Suche nach Ressourcen immer mehr 
abnimmt. Umgekehrt heißt das, daß der Aufwand für die 
Erschließung neuer Vorkommen immer mehr zunimmt: mehr erfolglose 
Bohrungen, weitere Wege zu potentiellen Vorkommen, tiefere 
Bohrungen, tiefere Schächte, usw. usw.. Dazu kommt noch, daß die 
größeren Vorkommen auch eher gefunden werden, als die kleinen, 
so daß mit dem Erschließen eines großen Vorkommens die 
Wahrscheinlichkeit für das Finden eines vergleichbar großen 
Vorkommens abnimmt. Mit der Verwendung nicht-regenerierbarer 
Ressourcen droht also permanent deren Verknappung mit den 
dazugehörenden Folgen für die Nahrungsgewinnung.

Dies ist sogar dann der Fall, wenn die Bevölkerungszahl bzw. 
die Nahrungsdichte sich nicht ändern. Deshalb ist eine stetig 
(exponentiell) wachsende Ressourcengewinnung erforderlich. Eine
Stagnation würde zu einer zunehmenden Verringerung des nutzbaren
Anteils der Ressourcen, das wiederum zu einer Verringerung
der Nahrungsdichte und das damit in die Katastrofe führen.


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* Da bei nicht-regenerierbaren Ressourcen der Aufwand zu ihrer  *
* Gewinnung immer größer, und damit der nutzbare Anteil immer   *
* kleiner wird, muß man, um im Laufe der Zeit immer die gleiche *
* Menge Ressourcen nutzen zu können, eine immer größere Menge   *
* Ressourcen bereitstellen.                                     *
* Das ist der Grund, warum selbst bei konstanter Nahrungsdichte *
* als auch Bevölkerungszahl im Falle der Nutzung                *
* nicht-regenerierbarer Ressourcen Wirtschaftswachstum          *
* stattfindet und, wenn es nicht geschieht, Nahrungsmangel      *
* bzw. Verarmung eintritt.                                      *
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Bei dieser Sache gibt es jedoch einen Haken. Wie ein Kernsatz der 
Systemtheorie besagt, kann Wachstum nicht unbegrenzte Zeit
geschehen.

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* Wachstum in einem beschränktem System führt zur               *
* Selbstzerstörung                                              *
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Das Wachstum ist also irgendwann zuende und die Katastrofe tritt
ein.

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* Werden nicht-regenerierbare Ressourcen zur Aufrechterhaltung  *
* der Nahrungsproduktion benötigt und wird die Bevölkerungszahl *
* nicht kleiner, dann ist die Katastrofe unabwendbar.           *
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(Anmerkung 2003: Vielleicht war ja diese Erkenntnis die 
 Motivation zum Golfkrieg März/April 2003)




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http://www.PausErich.de; 20040310 21:00 Copyright © 2002-2004 Erich Paus. Alle Rechte vorbehalten.