Je höher die Nahrungsdichte, umso leichter ist die Nahrung zu
gewinnen und umgekehrt.
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* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
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Dieser Sachverhalt ist sofort einsehbar: In einer Landschaft mit
wenig Nahrung sind die Wege zum Suchen und Transportieren länger,
als bei derselben Landschaft mit viel Nahrung. Die Mühsal ist
also größer. Da der Mensch von Natur aus nach Bequemlichkeit und
Genuß strebt, versucht er natürlich seine Mühsal durch Erhöhung
der Nahrungsdichte zu verringern. Dies ist mit die Ursache zur
Veränderung der Technologie in Richtung höherer Effizienz in
Richtung systematischer Erhöhung der Nahrungsdichte.
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* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
* Die Mühsal des Individuums fällt, wenn die Nahrungsdichte *
* zunimmt. *
* Der Genuß des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* zunimmt. *
* Der Genuß des Individuums fällt, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
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Außerdem gilt:
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* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Bevölkerungszahl *
* einer Umgebung wächst. *
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Dies ergibt sich unmittelbar aus den vorherigen Behauptungen:
die erste Person, die ein Gebiet betritt, findet ja noch die
volle Nahrungsdichte vor. Eine zweite Person, die dieses Gebiet
betritt, findet das ursprüngliche Bahrugsangebot um den Verbrauch
der ersten Person vermindert. Deshalb ist die Mühsal für die
zweite Person höher als für die erste ( für den Fall, daß die
Personen nacheinander das Gebiet betreten). Diese Überlegungen
kann man auf eine dritte, vierte, ..., n-te Person fortsetzen,
solange bis die Nahrungsdichte irgendwann null ist bzw. die
Mühsal oder der Mangelfür eine x-te Person und damit für jede
weitere einen tödlichen Betrag Betrag angenommen hat.
Wenn nun mehrere Menschen gleichzeitig in o. a. Gebiet treten,
dann ist die gesamte aufzuwendende Mühe für diese Gruppe genau so
hoch, wie die Summe der Mühen der Individuen, wenn sie
hintereinander das Gebiet betreten hätten, nur daß in diesem Fall
die Mühsal annähernd gleich auf die einzelnen Individuen verteilt
ist. Wenn aber im ersten Fall die Mühsal bei jeder weiteren
Person höher war als bei der vorhergehenden, dann bedeutet das
für den Zweiten Fall, daß die die durchschnittliche Mühsal eines
Individuums einer Gruppe mit wachsender Gruppengröße zunimmt.
Hinzu kommt die Abnahme der Nahrungsdichte mit dem Verbrauch
der Nahrung und die damit einhergehende Erhöhung der Mühsal.
Mit zunehmender Gruppengröße erschöpft sich ein Territorium aber
schneller und erfordert deshalb einen Gebietswechsel mit dem
dazugehörenden Aufwand.
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* Die durchschnittliche Mühsal der Individuen einer Population *
* steigt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung steigt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung fällt. *
* *
* Die durchschnittliche Mühsal der Individuen einer Population *
* fällt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung fällt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung steigt. *
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Umgekehrt gilt:
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* Der durchschnittliche Genuß der Individuen einer Population *
* fällt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung steigt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung fällt. *
* *
* Der durchschnittliche Genuß der Individuen einer Population *
* steigt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung fällt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung steigt. *
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Die folgenden Ausführungen vereinfachen sich durch die Einführung
des folgenden Begriffes der Bevölkerungsdichte:
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* Die Bevölkerungsdichte einer Umgebung ist das Verhältnis von *
* Bevölkerungszahl der Umgebung zu Nahrungsmenge der Umgebung. *
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Einen auch für unsere Hochzivilisationen geeigneten Dichtebegriff
erhält man, wenn man die Nahrungsmenge der Umgebung durch das
Bruttosozialprodukt der Umgebung ersetzt:
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* Die Bevölkerungsdichte einer Umgebung ist das Verhältnis von *
* Bevölkerungszahl der Umgebung zu Bruttosozialprodukt der *
* Umgebung. *
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Die vorherigen Dichtedefinitionen sind nur Spezialfälle des
letzteren allgemeinen Dichtebegriffes.
Zur Herleitung des Ergebnisses dieses Aufsatzes wird wegen seiner
Anschaulichkeit der Dichtebegriff Bevölkerung pro Nahrungsangebot
in einer Umgebung verwendet.
Weiterhin gilt:
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* Die Mühsal einer Population steigt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte steigt. *
* Die Mühsal einer Population fällt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte fällt. *
* Der Genuß einer Population steigt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte steigt. *
* Der Genuß einer Population fällt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte fällt. *
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In diesem Zusammenhang beachte man, daß bei konstanter
Nahrungsdichte und steigender Bevölkerungszahl die Mühsal einer
Population wegen des Anwachsens der durchschnittlichen Mühsal
ihrer Individuen in stärkerem Maße zunimmt, als die
Bevölkerungszahl:
Gesamtmühsal der Population =
Bevölkerungszahl x Durchschnittsmühsal des Individuums.
Mit der Bevölkerungszahl wächst aber auch die Durchschnittsmühsal.
Die Mühsal der Population wächst deshalb mindestens quadratisch
mit der Bevölkerungszahl. Aus der Systemsimuation weiß man,
daß das Wachstum sogar exponentiell ist. Das hier betrachtete
quadratische Wachstum ist also nur eine untere Abschätzung für
das tatsächliche Anwachsen der Mühsal auf Grund des Wachsens
der Bevölkerungszahl ist.
Die Differenz zum exponentiellen Anteil wird wahrscheinlich
durch den schneller notwendigen Ortswechsel mit seinem Aufwand
erzeugt.
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* Die Mühsal einer Population steigt und fällt stärker *
* als das Steigen und Fallen der Bevölkerungsdichte. *
* Der Genuß einer Population steigt und fällt stärker *
* als das Fallen und Steigen der Bevölkerungsdichte. *
* *
* Die Mühsal einer Population steigt und fällt mindestens *
* quadratisch mit der Bevölkerungsdichte. *
* *
* Aus der Systemsimulation weiß man: *
* Die Mühsal einer Population steigt und fällt exponentiell *
* mit der Bevölkerungsdichte. *
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Beispiele:
Sammler:
Sie lebten von der Hand in den Mund, d. h., sie
lebten von den Früchten und Tieren, die sie in der Landschaft
fanden und essen konnten. Je mehr Mitglieder eine Horde von
Sammlern hatte, umso schneller wurde ihre Umgebung leergegessen
und die Horde deshalb gezwungen, weiterzuziehen. In diesem Fall
erhöhte sich die Mühsal dieser Horde allein schon dadurch, daß
sie häufiger weiterziehen mußte, um ihren Nahrungsbedarf zu
decken. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, schwieriger zu
beschaffende Nahrung zu gewinnen, z. B. hoch hängende Früchte,
harte Nüsse, Tiere, die ausgegraben oder gejagt werden mußten.
Von den möglichen Maßnahmen wird man dann immer diejenige
gewählt haben, die die höchste Effizienz bzw. die geringste
Mühsal für einen bestimmten Ertrag versprach.
Ab und zu gab es dann die Situation, daß selbst unter
Hinzuziehung dieser Maßnahmen nicht mehr genug Nahrung
herbeigeschafft werden konnte. In diesem Fall hat sich eine
Horde dann geteilt, was allerdings nur dann möglich war, wenn
genug Lebensraum vorhanden war, um getrennte Wege gehen zu
können.
Warum hat sich dann eine Gruppe nicht viel früher geteilt?
Denn je kleiner eine Gruppe, umso höher ihre Effizienz, umso
geringer ihre Mühsal. Man bedenke jedoch, daß in frühen
Populationen Raubtiere eine Gefahr darstellten, und die
Sicherheit mit der Gruppengröße zunahm.
Außerdem konnte sich eine große Gruppe sich gegen eine
konkurrierende Gruppe besser behaupten als eine kleine. Ein
weiterer Grund ist die Aufzucht der Kinder. Wenn zwei für ein
Kind sorgen, dann ist das für für jedes der Individuen weniger
zusätzliche Mühsal. als wenn nur einer allein für das Kind
sorgen müßte. Daß es trotz der Erwartung höherer Mühsal zu
Nachwuchs kommt, ist eine Folge des Inneren eines Individuums,
das die Fortpflanzung triebhaft steuert. Wenn eine Population
klein ist, besteht also eine Tendenz zu wachsen. wenn sie groß
ist, dagegen eine zu schrumpfen. Ihre aktuelle Größe ist dann
wohl der Gleichgewichtszustand zwischen innerem Streben der
Individuen und den Äußeren Möglichkeiten, die auf die Mühsal der
Individuen einer Population wirken.
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* Die Größe von Populationen gehorcht dem Prinzip *
* so groß wie möglich, so klein wie nötig. *
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Sammler und Jäger:
Auf dieser Zivilisationsstufe gilt im Großen und Ganzen dasselbe,
was auch für die Zivilisationsstufe der Sammler gilt. Der
Unterschied liegt in erster Linie darin, daß sich die Sammler +
Jäger auf Gund von Jagdtechnologie ein größeres Nahrungsangebot
verfügbar machen konnten, besteht also letztendlich
nur in einer erhöhten Nahrungsdichte und damit einer möglichen
größeren Bevölkerungsdichte. Die Zunahme der Bevölkerungszahl
bewirkte aber auch hier mehr durchschnittliche Mühsal für die
Individuen einer Population durch frößere Jagdreviere und damit
längere Anmarschwege mit größerem Transportaufwand für die Beute,
und, um dieses wiederum in Grenzen zu halten, die Jagd
schnellerer, gößerer und gefährlicherer Tiere.
Ackerbau + Viehzucht:
Auch hier Zunahme der durchschnittlichen Mühsal des Individuums
durch Zunahme der Bevölkerungsdichte: Kultivierung
ertragsschächerer Böden, arbeitsinsiverer Terrains, wie
Berghänge, der Viehhaltung im Gebirge auf Almen.
Aufwand für höhere Pflegebedürftigkeit von hochgezüchtetem Vieh,
für Stallbau, um den erhöhten Nahrungsbedarf durch
Kälteeinwirkung in Grenzen zu halten und damit die
Vorratshaltung zu mimimieren, für Scheunen, um den Nahrungsbedarf
während der vegetationsarmen Zeit bereitzuhalten.
Kohle-Eisen-Öl:
Der prinzipielle Unterschied zu den vorherigen
Zivilisationsstufen liegt in der Nutzung nicht-regenerierbarer
Ressourcen und ihren speziellen Problemen hervorgerufen durch
ihre zunehmende Erschöpfung, ihre Entropiezunahme.
Auch hier: die Mühsal wächst mit der Bevölkerungsdichte. Je mehr
Bevölkerung ernährt weden muß, umso feinsinniger, intensiver,
umfangreicher und trickreicher muß die Nahrungsgewinnung sein.
Der Aufwand dafür steigt aber nicht proportional zur
Intensivierung, sondern überproportional: wenn z. B. der Ertrag
eines Weizenfeldes von 5 dz/ha auf 10 dz/ha erhöht werden soll,
so ist dafür eine bestimmte Menge Düngemittel erforderlich. Wenn
aber der Ertrag von 40 dz/ha auf 45 dz/ha erhöht werden soll, so
ist trotz des gleichen Erhöhungsbetrages dazu ein ungleich
höherer Aufwand erforderlich. Ein Düngemitteleinsatz wie im
ersten Fall reicht, wie die Praxis zeigt, nicht aus. Dass es
heutzutage nicht auffällt, daß die Mühsal mit der Bevölkerungs-
dichte zunimmt, liegt an der erfolgreichen Weiterentwicklung der
Technologie. Gäbe es keine solch hoch entwickelte Technologie und
müßte im o. a. Beispiel der zusätzliche Aufwand durch
unmittelbare menschliche Mühsal bereitgestellt werden, dann würde
schnell sichtbar, daß ein unmittelbarer Einsatz an menschlicher
Mühsal nicht durch den zusätzlichen Ertrag gedeckt würde. Die an
sich notwendige Erhöhung der Mühsal des Individuums ist also
durch den Einsatz von Rohstoffen und Energie - allgemeiner:
Materie, Energie und Information - sprich Technologie,
abgefangen worden.
Die heutige Nahrungsproduktion wäre ohne Technologie also nicht
aufrechtzuerhalten. Darüber darf man sich auch nicht dadurch
hinwegtäuschen lassen, daß die Nahrungsproduktion zur Nebensache
geworden zu sein scheint. Im Gegenteil: Wenn die technologische
Entwicklung der Nahrungsproduktion nicht mit dem Nahrungsbedarf
einer Population Schritt halten kann, dann kommt es wieder zu
erhöhter Mühsal des Individuums, die sich heutzutage in einem
verringerten Verhältnis von Einkommen zu Nahtungskosten
ausdrückt. Eine solche Entwicklung ist in unserer Zeit sogar dann
möglich, wenn Bevölkerungsszahl und Nahrungsbedarf gleich
bleiben, denn die heutige Technologie basiert auf Ressoucen, die
sich immer mehr erschöpfen, und deshalb einen immer höheren
Anteil zu ihrer eigenen Gewinnung erfordern.
Wenn also die Wirtschaft nicht wächst, dann nimmt das Verhältnis
von Einkommen zu Nahtungskosten ab, die Leute werden dann ärmer.
(Anmerkung 2003: Bedrohlich wirkt in diesem Zusammenhang, dass
der jährliche Verbrauch an Ressourcen immer häufiger die jährlich
neu gefundenen Reserven übertrifft.)
Informations- oder postindustrielles Zeitalter:
Dieses unterscheidet sich vom Kohle-Eisen-Öl-Zeitalter nur
dadurch, dass die Herstellungsprozesse zunehmend von Maschinen
bewerkstelligt werden, auch die der Maschinen selbst, und das
Verhalten des Menschen sich von daher zunehmend auf
Steuerungsaufgaben verlagert.
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