Erich Paus


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Krieg - ein Naturereignis

2. Die Population

2.5. Allgemeine Kriegs- und Sicherheitsüberlegungen


Das Wesentliche über Sinn und Zweck von Kriegen ist bereits 
gesagt worden. Es könnte aber auf Grund des bisher Gesagten der
Eindruck entstehen, daß eine Population unmittelbar auf Grund 
des Bevölkerungsdruckes über Krieg oder nicht Krieg entscheiden
würde. Einer Population und ihren Führern ist diese Situation 
i. a. nicht einmal bewußt. Dasselbe gilt auch bei schon 
eingetretener Katastrofe. Bevölkerungsdruck und Katastrofe sind 
aber immer von Erscheinungen begleitet, die von allen Mitgliedern 
einer Population als unangenehm empfunden werden, und die es 
deshalb abzuändern bzw, abzuwehren gilt. Sind diese unangenehmen
Begleiterscheinungen abgewehrt, so ist es auch die Katastrofe.
Wieviel Aufwand eine Population dafür einzusetzen bereit ist, 
hängt davon ab, wie das Ausmaß der Katastrofe minimal gehalten 
werden kann, also davon, daß möglichst wenige Menschen durch die 
Katastrofe abtreten müssen, bzw. möglichst viele Menschen die 
Katastrofe unbschadet überstehen. Wenn es einer Popuolation 
gelingt, niemanden vorzeitig sterben zu lassen, dann hat sie das 
maximal mögliche Ergebnis bei ihrer Katastrofenabwehr erreicht. 
Die erste Frage, die sich einer Population also stellt, ist, was 
sie zur maximalen Abwehr einer Katastrofe benötigt. Wenn sie 
Nahrung benötigt, dann ist es fruchtbares Land, fehlen ihr 
Ressourcen, dann ist es Territorium, aus dem sich Ressourcen 
gewinnen lassen. Aus diesem Bedarf und seiner Deckung, Sachzwang 
genannt, ergibt sich die Richtung der Handlungsweise: 
Gebietsansprüche und Ressourcennutzung. In einer begrenzten und 
zivilisierten Welt berührt man mit einer solchen Zielsetzung dann 
auch immer die Lebensinteressen der Zivilisationen, die dieses 
Territorium nutzen bzw. besitzen. Bekommt man das Gewünschte, 
dann ist die Katastrofe abgewehrt. Häufig kann man sich mit 
Verträgen über die Nutzung von Land, Wasser und Ressoucen bzw. 
deren Autausch einigen. In einer Situation allgemein angespannter 
Nahrungs- und Ressourcenlage, die sich bei den Nachbarn dann 
ebenso darstellt, ist eine solche Einigung aber i. a. nicht 
möglich, weil der Gewinn der einen Population zum Verlust der 
anderen würde. Die vermiedene Katastrofe in der einen führte 
zur Katastrofe in der anderen Population.

Ein Krieg wird nach den bisherigen Erkenntnissen solange dauern, 
bis sich die Bevölkerungsdichte wieder stabilisieren kann. Sein
Resultat bewegt sich zwischen den beiden folgenden Extremen:
1. Entweder man bekommt das, was zur Abwehr der Katastrofe 
   erforderlich ist, ohne Opferung von Menschenleben, also z. B.
   dadurch, daß man aufgrund der Kriegsdrohung, auf Grund der 
   Entschlossenheit, Krieg zu führen, dann doch das gewünschte
   erhält
   oder
2. die Kriegsziele werden unter Opferung von Menschenleben 
   solange verfolgt, bis die Katastrofe durch Verringerung der
   Bevölkerungsdichte durch Kriegstote gestoppt ist, ohne daß die 
   ursprünglichen Kriegsziele auch nur andeutungsweise erreicht
   worden wären.

I. A. wird das Ergebnis eines Krieges zwischen diesen beiden 
Extremen liegen. Stabilität durch einen gewissen Gewinn an 
Ressourcen und einem gewissen Verlust an Population.
Zusammenfassend kann man über die Wirkung von Kriegen folgendes
sagen:

1. Dadurch, daß Krieg Bevölkerungsdichten rasch zu reduzieren
   vermag, verringert er auch das Ausmaß von Katastrofen. Dies 
   ist die primäre Ursache für Krieg.

2. Je nach Bevölkerungsdichte der Nachbarpopulationen, gegen die 
   sich die Kriegshandlungen richten, wird die notwendige
   Verringerung der Bevölkerungsdichte durch das  mehr oder 
   weniger gelungene Erreichen der Kriegsziele abgemildert.

3. Das Maß des Widerstandes des Gegners ist proportional zu dem
   ihm durch Erreichung der Kriegsziele drohenden 
   Bevölkerungsdruckes. Die Folge davon ist Interessensausgleich
   durch Annäherung der Bevölkerungsdichten.

4. Ein Krieg läßt im Geegensattz zum Bürgerkrieg die inneren
   Strukturen einer Population ziemlich unangetastet. Dadurch
   wird schneller offenbar, wann die Bevölkerungsdichte wieder 
   Stabilität erlaubt, und reduziert schon dadurch das Ausmaß
   von Katastrofen. Zumindest kann man das für die Kriege in 
   Europa bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sagen.

Auf Grund dieser für eine Population so vorteilhaften Wirkungs-
weise leisten sich fast alle zivilisierten Populationen eine 
Streitmacht. In guten Zeiten macht ihre Unterhaltung keine 
Probleme, in schlechten Zeiten reduziert sich durch ihren 
möglichen schnellen Einsatz das Ausmaß von Katastrofen.

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* Sicherheit ist ein Sekundäreffekt der Versorgungslage einer   *
* Population und seiner Nachbarn.                               *
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Auf der Stufe der Sammler und Jäger nahn in einer menschenarmen
Welt die Sicherheit mit ihrer Mitgliederzahl zu, nämlich die 
Sicherheit vor wilden Tieren. Dieser Sicherheitsaspekt spielt 
heutzutage keine Rolle mehr. Der heutige Begriff der Sicherheit 
wird durch unterschiedliche Bevölkerungsdichten in Beziehung 
stehender Populationen festggelegt. Populationen mit schlechter 
Versorgung verursachen z. B. bei ihren besser versorgten Nachbarn 
eine gewisse Unsicherheit. Diese kann dazu führen, daß die so 
verunsicherte Population Kriegshandlungen beginnt, um diese 
Unsicherheit zu beseitigen. Ein solcher Krieg nennt sich 
Präventivkrieg.

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* Die Verschlechterung der Versorgungslage einer Population     *
* verringert die Sicherheit seiner Nachbarn.                    *
* Die Verbesserung der Versorgungslage einer Population         *
* erhöht die Sicherheit seiner Nachbarn.                        *
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Die Zu- und Abnahme der Versorgung einer Population wirkt sich 
also nicht nur in Form von Genuß und Zufriedenheit in der eigenen
Population aus, sondern auch in Form von Sicherheit bei den
Nachbarpopulationen. Da die Sicherheit einer Population durch die
Verbesserung der eigenen oder der Verschlechterung der 
Versorgungslage der Nachbarpopulationen abnimmt, das 
Kriegsrisiko also erhöht oder zur Gewissheit macht, wird das 
Sicherheitsbedürfnis sebst zum Kriegsgrund: "Angriff ist die 
beste Verteidigung." Die Kriegsbelastung wird dadurch auf das 
gegnerische Territorium verlagert, das eigene wird geschont.
Welche Population auch den Krieg beginnt, sei es die eine, weil
sie ihre Nahrungs- und Ressourcenengpässe beheben will, sei es
die andere, weil sie der anderen aus Sicherheitsgründen zuvor-
kommen will, in beiden Fällen ist die Verschlechterung der 
Versorgungslage einer der beiden Populationen die Ursache.
Beide Populationen haben einen "guten Grund" für einen Krieg.

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* Es ist nicht unbedingt diejenige Population Kriegsverusacher, *
* die die Kampfhandlungen beginnt, sondern diejenige, deren     *
* Bevölkerungsdichte sich katastrofal verschlechtert.           *
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Wenn also die Entscheidung "Krieg oder nicht Krieg", also 
"Kampf oder nicht Kampf" ansteht, dann geht es im Grunde gar 
nicht mehr um das "ob", sondern nur noch um das "wann", also 
letztlich nur noch um militärische Überlegungen. Die Entscheidung
"Krieg oder nicht Krieg" ist unbemerkt längst vorher gefallen, 
nämlich als die Bevölkerungsdichte einer der beiden Populationen
irgendeinen fiktiven, kritischen Wert überschritten hat.

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* Krieg ist ein Naturereignis.
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Wenn es also Populationen nicht gelingt, ihre Bevölkerungsdichte
zu stabilisieren, dann gilt diese Aussage uneingeschränkt.
Heutzutage ist darüberhinaus sogar eine Verringerung der 
Bevölkerungszahl erforderlich.




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